Monat: August 2025

Das Kommz ist gelebte Tradition

Das KOMMZ in Nilkheim ist gelebte Tradition – und das seit 1975. Während viele Vereine ihre Feste kaum noch stemmen können, beeindruckt mich hier vor allem eines: Nachwuchssorgen? Fehlanzeige! Jahr für Jahr steht eine motivierte Helferschar bereit, um Bühnen aufzubauen, Getränke zu zapfen und das bunte Programm möglich zu machen. Oft sind es dieselben Familien, die das Festival seit Jahrzehnten prägen – Eltern, die einst selbst als Jugendliche im KOMMZ-Team standen, bringen heute ihre Kinder mit. Die linken Ideen, die von der älteren Generation weitergetragen werden, wirken auf mich inzwischen eher wie liebgewonnene Folklore, die man mitnimmt, wenn man mag, oder einfach links liegen lässt. Für viele Besucher zählt ohnehin mehr die entspannte Atmosphäre als der politische Überbau. Und doch bleibt die Frage: Was motiviert die jungen Helfer? Ist es tatsächlich der Idealismus aus den Anfangsjahren? Oder geht es im Kern – vielleicht unbewusst – um konservative Werte wie Gemeinschaft, Beständigkeit und das Bewahren einer schönen Tradition? Wie auch immer – eines steht fest: Das KOMMZ ist Aschaffenburger Kultur pur. Musik, Kinderprogramm, Gespräche, Begegnungen – hier findet jeder etwas. Deshalb, im Sinne des Namens: Kommt’s alle!

Leserbrief im Main-Echo vom 20.08.2025

Wie ein Buch mit sieben Siegeln

Die aktuellen Halbjahreszahlen vermitteln Stabilität, doch der Eindruck trügt. Die Gewerbesteuer – Aschaffenburgs wichtigste Einnahmequelle – ist stark konjunkturabhängig. Ein wirtschaftlicher Rückschlag genügt, und die vermeintlich solide Haushaltslage gerät ins Wanken.

Gleichzeitig steigen die Ausgaben massiv: Allein die Personalkosten steuern auf 95 Millionen Euro zu – mit weiter wachsender Tendenz. Diese Belastungen verschwinden nicht, sie verfestigen sich Jahr für Jahr. Doch das eigentliche Problem reicht tiefer: Es fehlen nicht nur finanzielle Spielräume – es droht eine regelrechte Blockade. Investitionen in Bildung oder Infrastruktur werden verschoben, gekürzt oder gar nicht mehr angestoßen. Statt zu gestalten, kann bald nur noch der Mangel verwaltet werden.

Hinzu kommt die mangelnde Transparenz: Die veraltete Kameralistik verschleiert langfristige Verpflichtungen, Vermögensverzehr und Investitionsstaus. Der Haushalt gleicht einem Buch mit sieben Siegeln. Was es braucht, ist ein klarer Schnitt: die Einführung der doppelten Buchführung (Doppik), die zeigt, wo Aschaffenburg wirklich steht.

Aschaffenburg braucht einen Haushalt, der nicht nur kurzfristig funktioniert, sondern langfristig tragfähig ist. Es braucht Mut zur Reform – und den Willen, ehrlich zu bilanzieren.

Leserbrief veröffentlicht am 11.08.2025 im Main-Echo.

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