Schattenseiten des Wohnungsmarkt

Hunderte Wohnungen in Damm haben den Besitzer gewechselt, und viele Mieter fürchten steigende Kosten. Verständlich: Wer sein Zuhause bedroht sieht, denkt nicht an Rendite, sondern an Sicherheit, Familie und Alltag.

Hier zeigen sich die Schattenseiten des Wohnungsmarkts. Er wirkt zunehmend dysfunktional: hohe Preise, hohe Zinsen, steigende Nachfrage – und mittendrin Menschen, die schlicht ein Dach über dem Kopf brauchen. Wo Fonds und Investoren den Takt vorgeben, geraten Nachbarschaften ins Wanken. Doch nicht jede Modernisierung ist Teufelswerk: Energetische Sanierungen können Kosten senken und Gebäude fit machen – entscheidend ist, dass dies nicht zum Vorwand für untragbare Mieterhöhungen wird.

Ein Blick zurück zeigt: Die Abschaffung der Wohngemeinnützigkeit in den 90ern war ein Fehler. Der Glaube, der Wohnungsmarkt reguliere sich selbst, hat sich als Irrtum erwiesen.

Dennoch gibt es Lichtblicke in Aschaffenburg. Die Stadtbau sichert mit ihrem Bestand Stabilität. Und neue Ansätze wie WiGe oder Wohnidee zeigen, dass Wohnraum auch gemeinschaftlich, nachhaltig und fair gestaltet werden kann.

Die Zeit zurückdrehen können wir nicht. Aber wir können entscheiden, welchen Weg wir gehen: Rendite um jeden Preis – oder Wohnen als Grundrecht und Zuhause.

Leserbrief veröffentlicht am 07.10.2025 im Main-Echo

Eine Austrittswelle wäre fatal

Als ich vor einiger Zeit anregte, dass ein Verein hier vor Ort dem Bündnis „Aschaffenburg ist bunt“ beitreten solle, wurde dies abgelehnt – aus Sorge vor politischer Einflussnahme. Damals hielt ich das für übertrieben. Schließlich sind die Stadt Aschaffenburg, viele Schulen und unzählige unpolitische Vereine Teil des Bündnisses. Doch die jüngsten Ereignisse haben gezeigt, dass diese Skepsis nicht unbegründet war. Ein Social-Media-Post aus dem linken Spektrum, gerichtet gegen die Bezahlkarte – also gegen geltendes Recht – und zudem politisch aufgeladen, hat im überparteilichen Rahmen schlicht nichts verloren.

Die Stärke von „Aschaffenburg ist bunt“ liegt in seiner breiten, zivilgesellschaftlichen Verankerung und in der Vielfalt seiner Mitglieder. Genau das unterscheidet es von parteipolitischen Initiativen und macht es so wirksam. Das Bündnis darf nicht abdriften, es muss breit verankert bleiben – in Schulen, Vereinen, Institutionen und in der Stadtgesellschaft. Wenn nun in Organisationen Debatten entstehen, ob man überhaupt noch dabeibleiben kann, schwächt das das Bündnis massiv. Eine Austrittswelle wäre fatal.

Damit es nicht weiter kracht, schlage ich einen Schlichter vor: Ein Professor der TH Aschaffenburg – die Hochschule ist selbst Mitglied – wäre als neutraler Mediator ideal geeignet, um die Wogen zu glätten. In der Sache ist man sich ja einig: Das Bündnis muss weitergehen.

Leserbrief veröffentlicht im Main-Echo am 01.09.2025

Das Kommz ist gelebte Tradition

Das KOMMZ in Nilkheim ist gelebte Tradition – und das seit 1975. Während viele Vereine ihre Feste kaum noch stemmen können, beeindruckt mich hier vor allem eines: Nachwuchssorgen? Fehlanzeige! Jahr für Jahr steht eine motivierte Helferschar bereit, um Bühnen aufzubauen, Getränke zu zapfen und das bunte Programm möglich zu machen. Oft sind es dieselben Familien, die das Festival seit Jahrzehnten prägen – Eltern, die einst selbst als Jugendliche im KOMMZ-Team standen, bringen heute ihre Kinder mit. Die linken Ideen, die von der älteren Generation weitergetragen werden, wirken auf mich inzwischen eher wie liebgewonnene Folklore, die man mitnimmt, wenn man mag, oder einfach links liegen lässt. Für viele Besucher zählt ohnehin mehr die entspannte Atmosphäre als der politische Überbau. Und doch bleibt die Frage: Was motiviert die jungen Helfer? Ist es tatsächlich der Idealismus aus den Anfangsjahren? Oder geht es im Kern – vielleicht unbewusst – um konservative Werte wie Gemeinschaft, Beständigkeit und das Bewahren einer schönen Tradition? Wie auch immer – eines steht fest: Das KOMMZ ist Aschaffenburger Kultur pur. Musik, Kinderprogramm, Gespräche, Begegnungen – hier findet jeder etwas. Deshalb, im Sinne des Namens: Kommt’s alle!

Leserbrief im Main-Echo vom 20.08.2025

Wie ein Buch mit sieben Siegeln

Die aktuellen Halbjahreszahlen vermitteln Stabilität, doch der Eindruck trügt. Die Gewerbesteuer – Aschaffenburgs wichtigste Einnahmequelle – ist stark konjunkturabhängig. Ein wirtschaftlicher Rückschlag genügt, und die vermeintlich solide Haushaltslage gerät ins Wanken.

Gleichzeitig steigen die Ausgaben massiv: Allein die Personalkosten steuern auf 95 Millionen Euro zu – mit weiter wachsender Tendenz. Diese Belastungen verschwinden nicht, sie verfestigen sich Jahr für Jahr. Doch das eigentliche Problem reicht tiefer: Es fehlen nicht nur finanzielle Spielräume – es droht eine regelrechte Blockade. Investitionen in Bildung oder Infrastruktur werden verschoben, gekürzt oder gar nicht mehr angestoßen. Statt zu gestalten, kann bald nur noch der Mangel verwaltet werden.

Hinzu kommt die mangelnde Transparenz: Die veraltete Kameralistik verschleiert langfristige Verpflichtungen, Vermögensverzehr und Investitionsstaus. Der Haushalt gleicht einem Buch mit sieben Siegeln. Was es braucht, ist ein klarer Schnitt: die Einführung der doppelten Buchführung (Doppik), die zeigt, wo Aschaffenburg wirklich steht.

Aschaffenburg braucht einen Haushalt, der nicht nur kurzfristig funktioniert, sondern langfristig tragfähig ist. Es braucht Mut zur Reform – und den Willen, ehrlich zu bilanzieren.

Leserbrief veröffentlicht am 11.08.2025 im Main-Echo.

Großostheim könnte Vorreiter sein

Auch in Großostheim ist Wohnraum knapp und teuer. Bürgermeister Ralf Herbst betont zu Recht, dass ein vielfältiger Wohnmix gebraucht wird – warum also nicht Tiny Houses als Teil der Lösung?

Der Traum vom eigenen Haus hat sich für viele aufgrund steigender Kosten und fehlender Flächen ausgeträumt. Gerade jetzt, in Zeiten von Wohnraummangel, steigenden Baukosten und wachsendem Bedarf an bezahlbarem Wohnraum, bieten Tiny Houses eine flexible, nachhaltige und schnell realisierbare Alternative. Sie könnten auf innerörtlichen Baulücken entstehen oder als Modellprojekt für gemeinschaftliches, verdichtetes Wohnen starten – ideal für junge Menschen, Alleinstehende, Senioren oder kleine Familien.

Zumindest bieten sie mittelfristig Entlastung und geben ungenutzten Grundstücken – etwa sogenannten „Enkelgrundstücken“ – einen sinnvollen Zweck. Tiny Houses sind kein Rückschritt, sondern ein Fortschritt: ökologisch, sozial und wirtschaftlich.

Großostheim kann hier Vorreiter sein – mutig, modern und menschlich. Die Zeit ist reif für kleine Häuser mit großer Wirkung. Ralf Herbst sagt selbst: Das Thema Einfamilienhaus ist überdenkenswert. Wann, wenn nicht jetzt, denken wir weiter?

Leserbrief veröffentlicht am 08.07.2025 im Main-Echo.

Ein Rechenfehler am Schönbusch?

Gut, dass jetzt auch in Aschaffenburg der Alarm schrillt! Der geplante Gewerbepark am Jägerhof – direkt vor den Toren des Schönbuschs – ist nicht nur städtebaulich fragwürdig, sondern auch ökologisch ein Tiefschlag. Dass sich nun die Fraktionen im Stadtrat parteiübergreifend dagegen positionieren, ist ein starkes Signal.

Der Schönbusch ist weit mehr als eine grüne Kulisse – er ist ein Kulturgut, ein Klimaanker, ein Stück Identität. Als einer der ältesten Landschaftsparks Deutschlands steht er für ein einzigartiges historisches Erbe. Ihn weiter zu gefährden hieße, Kulturgeschichte zu opfern – für kurzfristige Baupläne.

Doch auch Aschaffenburg war nicht immer ein Vorbild: Der Schönbusch ist längst eingekesselt – von B26 samt Tankstelle, dem Stadtteil Nilkheim und dem Linde-Werk. Immerhin wurden 2021 die Pläne für einen Kiesabbau westlich des Parks gestoppt – aus Sorge um das Grundwasser. Nach dessen Ausbaggerung hätten diese Flächen später wirtschaftlich genutzt werden können.

Hoffen wir, dass sich auch Stockstadt seiner Verantwortung stellt – und nicht allein auf kurzfristige wirtschaftliche Vorteile schielt.

Ein Rechenzentrum am Schönbusch? Das ist ein Rechenfehler. Hier geht es nicht nur um Bits und Bytes, sondern um Bäume, Biodiversität – und unsere gemeinsame Geschichte.

Leserbrief veröffentlicht am 12.06.2025 im Main-Echo.

Politik ist kein Start-up – sie braucht auch Substanz

Julian Dalberg  , 29 Jahre jung, will für die FDP Oberbürgermeister werden, auch die Junge Union zieht mit eigener Liste in die Stadtratswahl – frischer Wind in der Aschaffenburger Politik scheint programmiert. Digital, modern, jugendnah: Die Schlagworte klingen verheißungsvoll.

Doch Aufbruchsstimmung allein macht noch keine bessere Kommunalpolitik. In Aschaffenburg ziehen sich Entscheidungen oft über Jahre – die endlose Diskussion um die Slipanlage ist nur ein Beispiel dafür, wie langsam manche Projekte vorankommen.

Können junge Kandidaten nicht nur neue Ideen liefern, sondern auch den langen Atem für Verwaltungsrealität, Haushaltspläne und Kompromisse mitbringen? Zwischen Vision und Tagesordnung, Idealen und Investitionsstau verläuft die eigentliche Reifeprüfung.

Jung zu sein ist kein Nachteil. Aber es ersetzt nicht Erfahrung, Ausdauer und einen Sinn fürs Machbare. Denn Politik ist kein Start-up – sie braucht auch Substanz.

2026 könnte eine Wende sein: hin zu einer Stadtpolitik, die jünger denkt – aber auch verlässlich handelt.

Leserbrief veröffentlicht am 27.05.2025 im Main-Echo.

Der Schönbusch – ein Denkmal, eingeklemmt zwischen Verkehr, Stadt und Gewerbe

Der Schönbusch war einst ein Park mit weitem Blick in die Landschaft – heute ist er ein Denkmal, eingeklemmt zwischen Verkehr, Stadt und Gewerbe. Nun droht ihm auch im Westen das letzte offene Fenster zur Umgebung verloren zu gehen: Der Jägerhof soll Gewerbegebiet werden. Sogar ein Rechenzentrum ist im Gespräch. Was hier zur Abstimmung steht, ist mehr als ein Bebauungsplan. Es geht um den Umgang mit einem kulturhistorischen Schatz, der seit dem 18. Jahrhundert Bestand hat – und dessen ursprünglicher Charakter mit jeder neuen Bebauung weiter verblasst. Sichtachsen, Raumwirkung, Naturbezug: Schon jetzt ist viel davon nur noch Geschichte.

Ein Rechenzentrum bringt jedoch nicht nur Versiegelung, sondern auch massive Abwärme mit sich. In Zeiten zunehmender Trockenheit stellt sich die Frage: Wie wirkt sich das auf den ohnehin gestressten Park aus? Dass wirtschaftliche Interessen nach Lösungen suchen, ist legitim. Aber nicht jeder freie Quadratmeter ist dafür geeignet – erst recht nicht, wenn er unmittelbar an ein geschütztes Gartendenkmal grenzt.

Der Marktgemeinderat von Stockstadt hat am 30. April die Chance, ein klares Zeichen zu setzen: Die Entscheidung betrifft nicht nur Flächen, sondern den Schutz eines Gartendenkmals, das mehr Rücksicht verdient. Noch ist es nicht zu spät.

Leserbrief veröffentlicht am 30.04.2025 im Main-Echo.

Die Christian-Schad-Schule platzt aus allen Nähten!

Bereits im letzten Jahr war im Main-Echo zu lesen, dass die Grundschüler aus dem Neubaugebiet Anwandeweg künftig nach Leider ausweichen sollen – eine Reaktion auf erfreulich hohe Einschulungszahlen. Die Idee klang vernünftig: freie Kapazitäten in der Erthal-Grundschule, ein zumutbarer Schulweg nach Leider, der sich nicht über eine längere Strecke erstreckt – eine nachvollziehbare Lösung.

Mit Beginn des nächsten Schuljahres sollte es so weit sein. Doch die Kommunikation war ein einziges Chaos. Die Eltern wurden viel zu spät informiert, Verunsicherung machte sich breit. Auch der zugesicherte Schulbus von Nilkheim nach Leider konnte nicht wirklich überzeugen. Viele protestierten – und setzten sich durch. Die geplante Verlegung nach Leider ist vom Tisch.

Die andere Seite der Medaille ist: Die Christian-Schad-Schule, deren Grundstein 1938 gelegt wurde, platzt aus allen Nähten! Es geht nicht nur um Klassenzimmer, sondern um Platz zum Lernen, Spielen und Wachsen. Es müssen die besten Lösungen für Nilkheim gefunden werden – solche, die Klassengröße, Platz, Pausenflächen und Hortangebote für alle Kinder berücksichtigen.

Leserbrief veröffentlicht am 25. April 2025 im Main-Echo.

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