
Die aktuellen Halbjahreszahlen vermitteln Stabilität, doch der Eindruck trügt. Die Gewerbesteuer – Aschaffenburgs wichtigste Einnahmequelle – ist stark konjunkturabhängig. Ein wirtschaftlicher Rückschlag genügt, und die vermeintlich solide Haushaltslage gerät ins Wanken.
Gleichzeitig steigen die Ausgaben massiv: Allein die Personalkosten steuern auf 95 Millionen Euro zu – mit weiter wachsender Tendenz. Diese Belastungen verschwinden nicht, sie verfestigen sich Jahr für Jahr. Doch das eigentliche Problem reicht tiefer: Es fehlen nicht nur finanzielle Spielräume – es droht eine regelrechte Blockade. Investitionen in Bildung oder Infrastruktur werden verschoben, gekürzt oder gar nicht mehr angestoßen. Statt zu gestalten, kann bald nur noch der Mangel verwaltet werden.
Hinzu kommt die mangelnde Transparenz: Die veraltete Kameralistik verschleiert langfristige Verpflichtungen, Vermögensverzehr und Investitionsstaus. Der Haushalt gleicht einem Buch mit sieben Siegeln. Was es braucht, ist ein klarer Schnitt: die Einführung der doppelten Buchführung (Doppik), die zeigt, wo Aschaffenburg wirklich steht.
Aschaffenburg braucht einen Haushalt, der nicht nur kurzfristig funktioniert, sondern langfristig tragfähig ist. Es braucht Mut zur Reform – und den Willen, ehrlich zu bilanzieren.
Leserbrief veröffentlicht am 11.08.2025 im Main-Echo.
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